Die Reaktionen auf den Lockdown für Ungeimpfte sind am Sonntag gemischt ausgefallen: Expertinnen und Experten äußerten Zweifel, dass die Maßnahmen die gewünschte Wirkung zeigen. In einem internen Protokoll der Ampelkommission heißt es etwa, dass im Hinblick auf die derzeitige Situation „kaum merkliche Effekte“ erzielt werden könnten. Kritik kam von der Opposition. In vielen Ländern zeigte man Verständnis für die Regeln.
„In Österreich stand immer schon alles in Frage, nur das, worauf es ankam, nie“, befand der Schriftsteller Hermann Bahr. Und konstatierte zugleich: Wer in diesem Land meine, was er sage, gelte als suspekt und verwegen. Doch die Politik zwischen Franz Joseph bis in die jüngste Vergangenheit suchte immer eines: die Geste der großen, zentralen Steuerung. Und das Aufräumen mit den Umständen. Herausgekommen ist dabei nicht immer das gewünschte Ergebnis. Das könnte auch mit den geglätteten Vorstellungen zu tun haben, die sich Österreich von sich selbst gemacht hat. Zumindest legt das eine große historische Studie nahe, die auch die heimische Politik interessieren könnte.
Die Bundesregierung hat am Sonntag einen bundesweiten Lockdown für Ungeimpfte angekündigt. Dieser werde um Mitternacht in Kraft treten. Der Lockdown umfasst Ausgangsbeschränkungen für alle Ungeimpften ab dem zwölften Lebensjahr, so Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP). Die Regierung wiederholte ihren Appell, die Impfrate zu steigern, weitere mögliche Maßnahmen wurden in Aussicht gestellt.